Minecraft

Die ersten Sekunden in Minecraft, Strand, Meer, Felsformationen so weit das Auge reicht.

Die größte Überraschung aus der Indy-Szene im Jahr 2010 dürfte das Projekt mit dem einfachen aber vielsagenden Namen Minecraft verursacht haben. Eine sehr einfache grafische Darstellung, ein sehr simples Spielprinzip, bislang keinerlei Spielziel und noch nicht einmal als Vollversion sondern nur als Beta zu kaufen. Und doch ist die letzten Monate der Titel, aus der Ideenschmiede von Notch einer der meist diskutierten Titel und bereits im Betastadium über eine Millionen mal verkauft.

Das Spielprinzip ist so simpel dass es fast spöttisch anmutet, lässt eine Handlung vermissen und begeistert trotz oder gerade deswegen etliche Spieler. Der Verlauf ist jedes Mal der gleiche. Als Gestrandeter findet man sich an einem Strand wieder auf einem unbewohnten Eiland. Die Welt besteht nur aus gleichförmigen Blöcken, die Grafik zwar in 3D gehalten weißt jedoch bewusst Parallelen zur längst vergangenen Ära der 8-Bit Grafiken auf. Alles setzt sich aus Quadern zusammen. Selbst die Wolken, Sonne und Mond fallen eckig aus und unterstreichen diesen ungewöhnlichen Stil.

Für die Nacht bietet ein eilig gefertigter Unterschlupf rudimentären Schutz vor Monstern.

Die Spielwelt wartet trotz einheitlicher Optik immer mit Überraschungen auf. Stets zufällig erstellt und generiert weiß man nie was einen erwartet. Eben noch auf einem planen Strand der in eine Wiese über geht, auf deren sanft geschwungenen Hügeln mehrere Bäume wachsen, beim nächsten Spielstart trockene Wüste mit hohen Dünen, dicht bewachsener Dschungel oder gefrorene Seen und imposante Gebirgsformationen, behangen mit Schnee. Jeder Start in ein neues Eiland bringt neue Herausforderungen und Landschaften, keine gleicht der vorherigen.

Nachts kommen die Monster

Was bleibt dem Spieler zu tun, außer diese Welt die nur für ihn geschaffen ist zu erkunden? Am besten Vorbereitungen treffen. Die Welt unterliegt einem permanenten Tag-Nacht-Zyklus, und wenn nach wenigen Minuten die Sonne gen Horizont sinkt, ist es mit der Idylle vorbei. Wo tagsüber Schafe, Kühe, Schweine und Enten die Landschaft bevölkern und ein friedliches Leben pflegen, trachten Nachts Monster nach der Spielfigur.

Im Dunkel fallen zwei Spinnen über uns her. Das geschmiedete Schwert hilft gegen die Kreaturen.

Spinnen mögen tagsüber harmlos sein, Nachts jedoch gehören ihre hinterhältigen Sprungangriffe zu den Schreckmomenten wenn ein Hügel oder Berg erklommen wird. Skelette jagen mit einem Bogen aus der Distanz während der gemeine Zombie leise stöhnend auf die Spielfigur zu schlurft. Die größten Gemeinheiten stellen allerdings die grünlichen Creeper dar. Nur ein leises Zischen verrät ihre Nähe zum Spieler. Und wenn dieses Geräusch vernommen wird, folgt in der nächsten Sekunde auch schon ein lauter Knall. Wo eben noch der Creeper war, findet sich ein Krater und der Spieler segelt von der Explosion mit gerissen durch die Luft.

Erst wenn die Sonne wieder auf geht verschwinden die meisten Kreaturen und die Welt wird bis zur nächsten Nacht wieder sicherer. Schutz bietet des Nachts nur eine Rüstung, Waffe und aufmerksame Augen und Ohren, oder ein Unterschlupf in den die Kreaturen nicht hinein kommen. Wer diese Erfahrung in der ersten Nacht gemacht hat, wird spätestens bei Sonnenuntergang panisch eine Höhle in die nächste Felswand treiben um sich in dieser zu verstecken.

Eine Höhle: voller Rohstoffe, ein Unterschlupf für die Nacht, oder Heim von Monstern?

Vorbereitungen treffen

Aber so eine Höhle bietet nur leidlich Schutz durch den offenen Zugang. Und vor allem möchte man als potentieller Held doch nicht in einer schäbigen, düsteren Höhle ausharren müssen. Und überhaupt, warum jedes Mal wertvolle Minuten in einer Behausung ausharren während das Abenteuer draußen wartet?

Was also tun um den Unterschlupf sicher zu gestalten und die Erkundungen fort setzen zu können? An diesem Punkt greift das Kernelement von Minecraft, das Crafting, zu Deutsch Herstellen. Ein Baum besteht aus zwei Sorten von Blöcken. Laub und Holzstämmen. Aus Holzstämmen kann man, diese einmal gefällt Holzplanken herstellen. Zwei Holzplanken ergeben vier Holzstäbe. Vier Holzplanken später besitzt man eine Werkbank mit mehr Arbeitsmöglichkeiten. So werden aus zwei Holzstäben und drei Planken eine Axt. Mit dieser lässt sich der nächste Baum wesentlich schneller fällen. Oder ein Spaten um Erde und Sand bequemer ab zu tragen. Oder auch eine Spitzhacke mit der harter Fels bearbeitet werden kann. Dieser gibt Gestein preis, weitaus wirksamer als Holz. Mit aus Stein gefertigten Werkzeugen ist der Abbau der Ressourcen noch schneller, die Haltbarkeit der Gerätschaften länger.

Mit verschiedenen Materialen entstehen nach simplen Bauplänen neue Rohstoffe oder Gegenstände.

Acht Stein schaffen einen Brennofen. Wird im Feld Kohle gefunden und abgebaut kann dieser Ofen betrieben werden um zum Beispiel aus Sand Glas zu fertigen. In tiefen Höhlen finden sich nicht nur Monster, Lavaströme die das Dunkel durchschneiden, sondern auch seltenere Rohstoffe. Haltbares und oft benötigtes Eisen, Gold, Redstone oder gar seltene Edelsteine findet nur wer sich tief unter das Erdreich wagt. Die Höhlensysteme können klein und arm an Rohstoffen, oder kilometerlang und schier gewaltig verschachtelt sein.

Die Kumpel wagen sich in die Tiefe

Wer sich ohne aus Holzstäben und Kohle gefertigten Fackeln in diese vor wagt, kommt nicht weit. Schnell ist die Hand im Dunkel nicht mehr vor Augen gesehen, der Aufstieg nicht mehr gefunden und die Kreatur in der Ecke nur am Geräusch vernommen. Wer sich so tief wagt braucht viel Zeit, einen guten Orientierungssinn und noch mehr Ausrüstung. Spitzhacken und Erdblöcke helfen neue Zugänge zu schaffen oder Abgründe zu überbrücken. Fackeln erhellen das Dunkel und können als Wegweiser dienen. Gut tut man daran bei größeren Höhlen regelmäßig markante Orte zu schaffen indem Fels gezielt bearbeitet wird oder deutliche Wegweiser gestellt werden. In der für diesen Artikel erstellten Spielwelt wartete ein gewaltiges System. Endlose Meter ging es in die Tiefe, rießige Höhlen verliefen auf mehreren Etagen, verzweigten sich in weiteren Gängen und Höhlen. Als die Fackeln aus gingen musste der erste Rückweg angetreten werden. Eine viertel Stunde lang wurde der Weg gesucht, herum geirrt und spät erst das Tageslicht erspäht. Während des zweiten Abstieges wurden die Wege ausgebaut um sie im Fels einfacher zu erkennen, Schienen verlegt und ein Lorensystem angebracht um die langen Wege hinab und hinauf zu beschleunigen.

Kohle, ein Lavastrom und ein Zombie in der dunklen Ferne. Das riecht nach Abenteuer!

Doch schließlich halfen weder optimierte Wege, noch eine eiserne Rüstung und ein zuverlässiges Schwert. Im Dunkel einer Höhle lauerten einige Skelette die den Lebensbalken mit ihren Pfeilen leerten. Doch der Tod ist in Minecraft keine endgültige Angelegenheit. Die Spielfigur wacht an dem Startpunkt der Spielwelt wieder auf. Die Energie ist voll, lediglich Inventar und Gegenstände sind weg. Wer sich beeilt kann die meisten dieser Gegenstände am Ort des eigenen Todes wieder auf sammeln oder einfach neue erstellen und für die Zukunft in einer Kiste Rohstoffe und Gegenstände horten um immer ein paar Ersatzwerkzeuge parat zu haben.

Größer, schöner Besser

Die gefundenen Rohstoffe dienen nicht nur dem Bau von Werkzeugen, auch der eigene Unterschlupf wird verschönert. An Tag zwei erhält dieser eine Türe die Einlass gewährt, Kreaturen aber draußen hält. Fackeln erhellen die Räumlichkeiten des Nachts, tagsüber lassen gläserne Fenster Licht durch dringen. Der Boden zu Beginn noch erdig und sandig wird gegen Parkett getauscht, ein Bild an der Wand oberhalb des Ofens sorgt für heimische Atmosphäre. Ein Balkon im oberen Stockwerk ermöglicht es in sicherer Entfernung die Monster in der Nacht zu beobachten. Und schließlich ist der Größenwahn gepackt und ein langer Tunnel gegraben der das Schienensystem der Höhle mit dem eigenen Haus verbindet um schnell und sicher hin und her zu reisen.

In der ersten Nacht vier Wände ohne Dach. Später eine Villa mit Werkbänken und Zuganbindung.

Vielleicht noch ein großer Turm auf dem nahen Hügel um die Landschaft im Auge zu behalten? Zusammen mit Leuchtfeuern zudem ein auch in der Ferne leicht zu findender Orientierungspunkt um nach langer Expedition den Weg nach hause zu finden. Wer einmal begonnen hat sich ein Häuslein zu zimmern, findet schnell mit neuen Materialien Wege und Ideen diese schöner, funktionaler und größer zu gestalten. In der ersten Nacht noch verängstigt in einer Höhle geschlafen, am Ende in einer gewaltigen Burg mit Pfeilen Jagd auf Monster gemacht. Und wem das nicht reicht, im Multiplayer kann zusammen mit Freunden um die Wette oder auch zusammen gebaut und erschaffen werden.

Fazit

Minecraft ist ein interessantes Projekt. Nichts wird vorgegeben, nichts erklärt. Es bleibt dem Spieler überlassen heraus zu finden wie er sich schützen kann, aus welchen Materialien sich welche Rohstoffe und Gegenstände erzeugen lassen, und wie diese sinnvoll eingesetzt werden können. Je wertvoller die Rohstoffe, desto schwerer sind diese zu finden und umso größer die Freude wenn nach langer Suche einige Blöcke der Ressource erspäht sind. Noch ist das Spiel unfertig, doch wird es stetig weiter entwickelt. Updates bringen neue Rohstoffe, neue erzeugbare Gegenstände, sollen gar zusätzliche Spielmodi und Gerüchten zu Folge sogar eine Handlung bringen.

Gekauft werden kann das Spiel bereits jetzt im Betastadium. Updates und Vollversion sind dann kostenlos verfügbar. Wer sich unsicher ist ob ein solches Konzept wirklich Spaß macht, kann auf der gleichen Seite die Classic-Version kostenlos spielen. Diese bietet zwar nur einige Blöcke zum freien Bau, keine Kreaturen, kein Handwerk oder Rohstofferzeugung, vermittelt aber einen groben Eindruck. Wer sich damit länger als eine viertel Stunde beschäftigen kann, ohne gelangweilt zu sein kann mit dem Kauf nur glücklich werden!

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