The Witcher 2

The Witcher 2 Review
Diesmal muss Geralt als meistgesuchter Verbrecher der Lande einem Königsmörder auf die Schliche kommen.

„Wahrlich, nichts ist widerlicher auf Erden als jene Monster, welche da Hexer geheißen, sind sie doch Früchte der verruchtesten zaubrischen Teufeleien. Kreaturen ohne Anstand, Gewissen und Skrupel… Höllenbrut, geschaffen allein, um zu töten.“
Mit dieser Beschreibung aus dem Buch „Das Monstrum – Eine Beschreibung von Hexern“ beginnt das zweite Abenteuer des Monstertöter Geralt von Riva. Als nächstes hetzt der Hexer durch einen Wald, mal wieder. Schwer verletzt, mal wieder. Die Ereignisse wiederholen sich allerdings nicht, statt dessen träumt Geralt, der auch fünf Monate nach den Erlebnissen aus dem Vorgänger noch mit seinem Gedächtnisverlust kämpft, von der Flucht unmittelbar bevor er von anderen Hexern gefunden und zur Feste Kaer Morhen gebracht wurde.

Der erste große Unterschied: Dieses mal erwacht der Mutant nicht auf einem Krankenbett sondern in einer Gefängniszelle, grob misshandelt von den Wachen und zum Verhör verschleppt. Was geschah dass dem einstigen Held Tremeriens und ersten Hexer König Foltest eine solche Behandlung widerfährt? Wie sich im Laufe des Prologs herausstellt der Mord an besagten König. Doch Geralt will es nicht gewesen sein, beschuldigt einen anderen Hexer dies getan zu haben. Beweise dafür hat er jedoch keine, ebenso wenig Zeugen. Alles was ihm bleibt ist das Vertrauen einiger weniger Freunde, eine Flucht aus dem Kerker und als meistgesuchter Mann der Lande eine Jagd nach dem wahren Verbrecher.

Erzählerisch setzt The Witcher 2 zeitnah an den Vorgänger an. Gerade im Verlauf des knapp zweistündigen Prologs finden sich immer wieder Erwähnungen und Erklärungen die sich auf Ereignisse des Vorgängers beziehen. Wer noch einen Spielstand des ersten Teils besitzt darf diesen sogar importieren. Dies bewirkt zusätzliche Startausrüstung und leicht veränderte politische Einstellungen. Denn wie schon im Vorgänger trifft der Hexer an vielen Punkten im Spiel Entscheidungen die sich auf den späteren Verlauf des Spiels auswirken. Dies treiben die Entwickler gar so weit, dass der zweite von drei Akten sich vollständig unterscheidet und an anderen Orten spielt, abhängig von einer Entscheidung während dem ersten Akt.

Mutation und Evolution

Noch in den ersten Spielstunden erfährt der Hexer die Erklärung was eigentlich eine Mutation ausmacht. Seine Freundin die Magierin Triss Merigold erklärt dies so. Evolution ist der natürliche Weg, wie sich Lebensformen über die Zeit hinweg weiterentwickeln. Geschehen solche Veränderungen in sehr kurzer Zeit und auf einen einzelnen Organismus beschränkt, dann wird von einer Mutation gesprochen. Anhand dieser Schilderung kann man behaupten dass The Witcher 2 mutiert ist statt sich einer normalen Evolution folgend weiter zu entwickeln. Die Unterschiede die sich zum Vorgänger abzeichnen sind überwiegend sehr eindeutiger Natur.

Grafik von The Witcher 2
The Witcher 2 setzt auf einen sehr eigenen, farbintensiven Stil und zaubert dabei faszinierende Bilder auf den Bildschirm.

An erster Stelle fällt das neue Grafikgerüst auf. War der erste Teil noch recht plastisch in Szene gesetzt, merkte man der Aurora-Engine (erstmals in Neverwinter Nights) das beträchtliche Alter an. The Witcher 2 bekam eine neue Technik spendiert und darf sich damit zu Recht das schönste derzeit erhältliche Rollenspiel nennen. Die Farben wirken satt und künstlerisch überzeichnet. Ein Stil der verglichen mit den realistischen Farben aus dem Erstling etwas Eingewöhnung benötigt. Trotz dieser Stilnote fallen die Texturen plastisch aus, die Charaktere besitzen sehr detaillierte Gesichtszüge und aufwändig gestaltete Kleidung. Klone wie sie im Vorgänger die Regel waren findet man nur noch recht selten dank abwechslungsreicher Charaktermodelle.

Die Animationen sind eine wahre Augenweide und lassen dank der geschmeidigen, natürlichen Bewegungen Vergleiche zu anderen Titeln missen. Wer einmal beobachten durfte wie der Hexer und Kreaturen sich wild durch die Waldlandschaft wirbelnd bekriegen, während spärlich diffuse Lichtstrahlen durch die Wipfel der alten Bäume dringen, wird keinen Zweifel mehr an der optischen Brillianz des Titels hegen. Dass gelegentlich einige Sträucher oder Nichtspieler-Charaktere etwas später aufploppen als die übrige Landschaft kann dabei gut verziehen werden.

Auch die akustische Untermalung kann sich hören lassen. Musik wird meist dezent, selten dramatisch, eingesetzt und tritt zugunsten einer natürlichen Geräuschkulisse häufiger in den Hintergrund. Gerade im Prolog zeichnen sich dabei nur durch die entstehenden Geräusche ungewohnt intensive Augenblicke ab. Zum Beispiel marschiert der Hexer durch das Feldlager einer belagernden Armee. Im Hintergrund schleudern Ballisten und Triboke in regelmäßigen Abständen ihre Geschosse gegen die feindlichen Zinnen. Neben dem Raunen der Soldaten und einiger Schlachtenrufe dringt immer wieder das dumpfe Knarzen der massiven, hölzernen Belagerungsmaschinen an das Ohr. Eine ähnlich beeindruckende Intensität erreicht der zweite Akt, während Geralt mehrere Male durch eine gewaltige, ewig tobende Schlacht gelangen muss.

The Witcher 2 Sound
Fauchende Feuerbälle, klirrende Schwerter. Im Schlachtenlärm glänzt die Akustik ebenso wie in ruhigen Augenblicken.

Geräuschkulisse und Musik sind definitiv über alle Zweifel erhaben und stets stimmungsvoll und passend geschnitten. Die Synchronsprecher machen insgesamt ebenfalls einen ordentlichen Job. Die Stimme von Zwerg Zoltan erinnert manches Mal allerdings frappierend an die Fernsehrolle des Außerirdischen Alf. Diese Dialoge zwingen dann unweigerlich ein Schmunzeln auf die Lippen. Die Sprecher des Vorgängers werden von den neuen aber zweifelsohne in den Schatten gestellt. Wer sich dennoch an den raubeinigeren Stimmen des Originals erfreuen möchte kann dies gerne tun. Während der Installation dürfen auf Wunsch bis zu fünf Sprachen (Englisch, Deutsch, Polnisch, Französisch, Spanisch) installiert werden. Diese lassen sich anschließend in den Optionen zu jeder Zeit umschalten. Optionale Untertitel in allen Sprachen sind ebenfalls möglich. Englischen oder gar polnischen Sprechern mit deutschen Texten steht nichts im Weg.

Anders, aber nicht neu

Die offensichtlichste Änderung in der Spielmechanik betrifft alles was mit den Kämpfen des Hexers zu tun hat. Beschränkte sich der Vorgänger darauf den richtigen Kampfstil zu wählen und dann möglichst rhythmisch die Angriffstaste für Komboangriffe zu treffen, spielt sich The Witcher 2 in Kämpfen actionlastiger. Der Stil lässt sich für einen Vergleich am ehesten an Gothic 4 orientieren. Angriffe vollführt Geralt per Mausklick. Ein linker Tastendruck bringt einen schnellen Schwerthieb hervor, ein Rechtsklick einen langsameren, kräftigeren Schlag. Angriffe werden per Tastendruck ebenso wie Pfeile geblockt, mit einer Hechtrolle kann Attacken ausgewichen werden.

Unterstützt wird der Kampf durch die fünf Hexerzeichen. Aard stößt Gegner und Wände beiseite und kann Feinde betäuben. An einem Abgrund kann dieses Zeichen den Kampf sehr schnell entscheiden. Igni erzeugt einen klassischen Feuerball mit einigen Metern Reichweite. Yrden stellt eine Art Falle dar. Treten Gegner auf dieses Zeichen werden sie für einen Augenblick festgehalten. Axii bekehrt Gegner kurzzeitig an der eigenen Seite zu kämpfen und dient als Überredungsoption in Gesprächen. Quen schließlich erzeugt einen magischen Schild der Hiebe abwehrt und ausgebaut auf den Angreifer zurückwirft.

Hexerzeichen The Witcher 2
Der Schild des Hexerzeichens Quen schützt Geralt während zu seiner Linken eine Harpyie explodiert.

Die Zeichen haben im Gegensatz zum Vorgänger sehr an Bedeutung gewonnen und können, teils müssen, an mehreren Stellen im Spiel zum Einsatz gebracht werden. Ein besonders schwerer Feind lässt sich gar nur dadurch bezwingen dass seine Gliedmaßen mittels Yrden gelähmt und damit angreifbar gemacht werden. Tränke die den Hexer unterstützen gibt es nach wie vor, bedürfen nun aber einer taktischeren Verwendung. Diese vergiften nach wie vor und beschränken damit die Anzahl gleichzeitig einzunehmender Tränke, in The Witcher 2 können diese nun aber darüber hinaus nicht mehr beliebig eingenommen werden. Dies ist nur während einer Meditationsphase möglich die zwar überall erfolgen kann und auch die Zeit gibt neue Tränke zu brauen, in einem Kampf mal eben nieder zu knien ist verständlicher Weise jedoch nicht möglich.

Wesentliche Unterstützung bringen die neuen Rüstungsteile und das angepasste Fertigkeitensystem mit sich. Waffen gab es schon im Erstling einige. Rüstungen allerdings nur maximal vier Stück in einem Durchgang. Ganz großer Fortschritt den hier der Nachfolger anbringt. Nicht nur dass es ein Crafting-System gibt mit dem Schmiede neue Waffen, Rüstteile und Verbesserungen für diese herstellen dürfen, auch die Anzahl hat sich deutlich erhöht. Nun unterteilt in Oberteil, Hose, Handschuhe und Stiefel, versehen mit verschiedenen Attributen und Vorzügen gestaltet sich Geralts Garderobe wesentlich umfangreicher. Die mit jedem Levelaufstieg mit einem Punkt steigerbaren Fertigkeiten unterstützen überwiegend passiv. The Witcher 2 zählt nicht zu den Nachfolgern in denen der Held alles was er mal konnte vergessen hat. Der Hexer kennt alle Pflanzen und sammelt diese, beherrscht sämtliche Hexerzeichen und verschiedene Fähigkeiten von Anfang an.

Fertigkeiten Charakter Witcher
Über einen Fertigkeitsbaum schaltet der Hexer bei Levelaufstiegen neue Fähigkeiten und verbesserte Attribute frei.

Die Fertigkeitspunkte unterstützen vorrangig durch Steigerung der Attribute und Wirkungen. So kann Geralt mit mehr Energie im Kampf häufiger Zeichen einsetzen, die Wirkung der eingenommenen Tränke steigern, besser ausweichen oder lernen Pfeile auf Angreifer zu reflektieren. Etwas übermächtig werden spätere Fähigkeiten die den Adrenalin-Modus freischalten. Dieser wird mit ausgeführten Attacken und Aktionen gesteigert. Ist die Leiste voll kann ein beliebiger Gegner mit einem einzigen Tastendruck in einer netten Animation niedergestreckt werden. Einzig bei den wenigen Bossgegnern greift dieser tödliche Angriff nicht.

Vermutlich die letzte wesentliche Änderung betrifft die Inventar- und Menüstruktur. Ähnlich wie schon Bioware mit Dragon Age 2 wurde darauf verzichtet ein zum Setting passendes Interface zu gestalten. Sämtliche Menübildschirme präsentieren sich als schnörkellose, dunkel gehaltene Textblöcke. Die Übersicht fällt in The Witcher 2 zwar geringfügig leichter, Übersichtskarte, Questlog und Inventar sind allerdings eher gut gemeint als brauchbar verbessert. Einzig der ungewöhnlich aussehende Fertigkeitenbaum weißt nach erster Verwirrung eine bessere Struktur auf.

Von Politik und Entscheidungen

Wie schon Jahre zuvor geht es in der Handlung von The Witcher 2 vorrangig um Vorurteile, Verrat und eine Politik die diese Stichpunkte als Kernelement von Verhandlungen sieht. Anfangs an der Seite mit König Foltest, stürmt der Hexer fünf Monate nach dem letzten Abenteuer die Festung der einstigen Mätresse um die sich dort aufhaltenden Kinder des Königs zu befreien. Vom persönlichen Hexer des Königs hin zu dessen vermeintlichen Mörder folgt eine Jagd durch die Reiche des Landes. Die Schauplätze sind nicht mehr so regional angelegt wie noch im Vorgänger. Der Epos zieht sich quer durch das Land, stets mehrere Tagesreisen zwischen den dadurch optisch sehr abwechslungsreichen Gebieten.

The Witcher 2 gescheiterte Verhandlungen
Nicht immer können die unterschiedlichen Gruppierungen sich einig werden. Dies endet dann meist in einem Blutbad.

Von der königlichen Hochburg inmitten einer Großstadt führt die Geschichte den Monsterjäger in die kleine Ortschaft Flotsam. Die Stadt liegt mitten im tiefsten Wald an einem Fluss und besitzt als Mautstelle und Knotenpunkt von drei angrenzenden Reichen hohe politische Bedeutung. Doch die Stadt hat bereits genug eigene Probleme. In den Wäldern lebende Elfen greifen die Bauern seit Jahren immer wieder an und der Kommandant der Stadt gibt den als Anderlingen bekannten Zwergen und Elfen mit seinem Rassismus allen Grund Unruhen anzuzetteln. Ob vor den Mauern oder innerhalb, Probleme gibt es genug. Und irgendwo im von Monstern nur so verseuchten Wald soll auch der Königsmörder mit seinen Helfern stecken.

Der zweite Akt bringt gleich zwei Besonderheiten mit. Nicht nur dass Vergen die Stadt der Zwerge im Pontatal belagert wird, zwischen der Stadt und der weitaus größeren Armee der Belagerer hat sich zu allem Überfluss ein Fluch ausgebreitet. In einer ewigen Schlacht kämpfen Geister einen Krieg der ohne die Hilfe des Hexers kein Ende finden wird. Als Besonderheit macht sich im zweiten Akt die Auswirkung von Entscheidungen deutlicher denn je. Bereits der erste Hexer veränderte Geschehnisse späterer Kapitel aufgrund früh getroffener Entscheidungen. The Witcher 2 geht so weit, dass der Spieler je nach Entscheidung den kompletten zweiten Akt auf einer anderen Seite der Schlacht erlebt. Als Freund der Anderlinge verteidigt er Vergen, königstreu ergeben folgt der Hexer Aufträgen aus dem Heereslager. Rund 30% des Spielverlaufs ändern sich damit. Mehrmaliges Durchspielen war selten lohnenswerter.

Schlachtrede
Während der Besprechung vor einer drohenden Schlacht kommt es zu einem folgenschweren Unglück.

Wohin der abschließende Akt führt sei an dieser Stelle nicht verraten. Mit der Klasse der ersten beiden Akte kann der finale Abschnitt jedoch nicht mithalten. Zum Ende hin verliert der Hexer viele Freiheiten. Nebenquests gibt es kaum noch, Entscheidungen und Gespräche werden seltener. Alles führt sehr strikt auf das imposante Finale mit etwas fahlen Ende hin. Gegen Ende ein paar Entscheidungen mehr und eine Aufzählung der Konsequenzen wie im ersten Teil hätten dem Titel gut getan. Trotzdem bleibt The Witcher 2 bis zum Ende hin spannend und abwechslungsreich.

Abseits der Wege

Wer sich strikt durch die Haupthandlung schlägt und alles andere links liegen lässt, meistert den neuen Feldzug des Hexers vermutlich in knapp zehn Stunden und erhält eine wendungsreiche Geschichte mit einigen Überraschungen. Ein zweiter Durchlauf mit anderen Entscheidungen und einem wachsameren Auge wird dafür den Spielspaß und die Zeit leicht verdreifachen.

Zugegeben manche der Nebenquests fallen regelrecht in die Arme, andere müssen erst einmal langwierig gesucht werden. Da viele Nichtspielercharaktere auch dann individuelle Namen tragen, selbst wenn diese bedeutungslos sind, fällt es nicht leicht zu sagen welche Personen wichtig und welche nur Beiwerk sind. Auch die Tageszeit und zuvor gefällte Entscheidungen beeinflussen ob und wann man mit den entscheidenden Auftragsgebern in Kontakt gelangt. Dafür wird der Spieler dann auch mit abwechslungsreichen Aufträgen entlohnt. Schnöde „finde dies, sammle das“ Aufträge gibt es in The Witcher 2 nicht. Die einzige Annäherung sind wenige Aufgaben bei denen eine Anzahl an Nestern örtlicher Monster beseitigt werden wollen. Die übrigen Aufträge bringen Abwechslung, erzählen kleine Geschichten, sind oft mehrstufig und fordern verschiedene Entscheidungen mit unterschiedlichen Ausgängen.

Armdrücken The Witcher 2
Armdrücken ist ein neues Minispiel. Geralt misst im Laufe des Spiels mit vielen Konrahenten seine Kraft für bare Münze.

Einmal gilt es zu klären warum ein ganzes Dorf ausgelöscht wurde. Der Weg führt in das Dorf um erste Hinweise auf die mögliche Tat zu finden. Anschließend wollen die Leichen untersucht werden um Indizien zu sammeln. Je nachdem wie gründlich dies vorbereitet und über die Bühne gebracht wurde legt sich ein entsprechender Verdacht nahe. Mit Hilfe des befreundeten Barden und sich als Spion versuchenden Rittersporn wird dem Rätsel weiter auf den Zahn gefühlt und eine überraschende Entdeckung gemacht. Wie der Hexer sich letztendlich entscheidet um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen bleibt dem Spieler überlassen, gestützt nur von den gesammelten Indizien und dem eigenen Bauchgefühl. Dazu passend derbe, anrüchige Kommentare unterstreichen den Charme der diesen kleinen Abenteuern inne wohnt.

Die letzte Abwechslung im Spielgeschehen sind die Minispiele die ebenfalls Questreihen entstammen. Das aus dem Vorgänger bekannte Würfelpoker ist zurück und stellt eine auf Würfeln aufbauende Vereinfachung des hiesigen Kartenspiels dar. Im neuen Armdrücken braucht es eine behutsame Mausführung und ein Gespür für die richtige Dosierung der Bewegungen. Die ebenfalls bekannten Prügeleien wurden im Kern verändert. Anstelle einfacher Mausklicks werden nun die in den letzten Jahren in Mode gekommenen und leidlich geschätzten Quick-Time-Events genutzt. Für Sekundenbruchteile werden Tasten eingeblendet, schafft der Spieler es diese zu drücken platziert der Hexer geschmeidig choreographierte Manöver um seinem Gegenüber auf den Zahn zu fühlen. Misslingt die Tastenkombination kassiert Geralt einen Treffer. Diese Quick-Time-Events kommen auch an einigen Stellen in der Handlung und während Bosskämpfen vor. Wer sich daran stört, darf diese immerhin in den Optionen deaktivieren. Sehr löblich!

Fazit

The Witcher 2 macht einiges anders, baut seine Stärken weiter aus und folgt einigen moderneren Trends der Spielebranche. Heraus gekommen ist ein optisches Meisterwerk mit reichlich spielerischer Abwechslung und einer packend erzählten Geschichte. Der Reiz das Spiel mit anderen Lösungsansätzen zwei-, dreimal zu bewältigen ist vorhanden und nur selten ärgert man sich über einige Patzer. Natürlich hätten die Menüs übersichtlicher sein können, das Questlog ist trotz zusätzlicher Richtungsangaben für die Aufträge oft nicht hilfreich. Dafür sind die Stärken des Hexers unverändert gehalten, manche Peinlichkeit wie die plumpen sexuellen Eskapaden erwachsener integriert und das Spiel auch in seiner Urfassung erfreulich fehlerfreier als es der Vorgänger war.

Unterm Strich dürfte The Witcher 2 derzeit das schönste Rollenspiel auf dem Markt sein. Der Titel trumpft mit viel Abwechslung und einer dreckigen Welt mit selbst im Rollenspiel-Genre selten aufgegriffenen Themen. Fans des Vorgängers dürfen blind zugreifen, aber auch Hexer-fremde Spieler können nichts falsch machen wenn Rollenspiele und Fantasy-Action zu ihren Interessen zählen.

  • sehr hohe Wiederspielbarkeit
  • Entscheidungen beeinflussen Story stark
  • technisch eindrucksvoll umgesetzt
  • gute mehrsprachige Sprecher
  • abwechslungsreiche Orte
  • einige Stellen erfordern mehrere Anläufe
  • Menüs eher zweckmäßig als hilfreich
  • Einige wichtige Charaktere sind nur Randerscheinungen