Die Sims – Mittelalter

Die Stimmung die im schlichten Intro erzeugt wird, bleibt im Spiel schnell aus.

Die Kuh wurde einmal mehr zu oft gemolken und gibt nur noch Saure Milch. In Plastik gefüllt und in die Läden dieser Welt verteilt, vermarktet EA die Milch mit dem Namen Die Sims – Mittelalter trotz dieser Tatsache unbekümmert. Die Idee klang durchaus nett. Das fertige Produkt zeigt dagegen, dass nett leider nur der kleine Bruder von Dreck ist.

EA entscheidet sich also seine durch unzählige Addons und Minigrafik-Sets bereits unwahrscheinlich riesige Sammlung um die Sims noch zu erweitern. Dafür möchte der Entwickler stärker weg von dem bekannten Spielprinzip, das Szenario gegen ein noch unverbrauchtes Mittelalter tauschen und verspricht starken Fokus auf die Handlung und etliche Quests.

Die Sims + Mittelalter – Die Sims – Spielspaß

Nicht mehr die einzelnen Sims sondern eine Dorfgemeinde soll im Mittelpunkt stehen und aus einem trostlosen Königreich eine florierende Metropole schaffen. Leider wurde neben all den Elementen die für die Sims stehen und einem Rollenspiel gut zu Gesicht gestanden hätten, radikal reduziert oder sogar gestrichen. Was bleibt ist ein nett anzusehender Bildschirmschoner der statt Kurzweil vorrangig Arbeit bedeutet.

Die Versprechen sind zum größten Teil tatsächlich gehalten worden. Auf der Schattenseite steht aber der Umstand dass das Spielprinzip anspruchslos, die Präsentation öde, der Spielfluss reine Routine und der Spielspaß auf der Strecke liegen geblieben sind. Mit diesem Spiel tut man selbst einem Sims-Fan keinen sonderlichen Gefallen. Wer auf ein Rollenspiel hofft wird ebenfalls enttäuscht.

Handlung

Ein wenig Ironie steckt hinter der Idee schon. Die schwebenden Kristalle die seit jeher gerade gesteuerte Sims markieren, finden sich bereits im durchaus stimmigen Intro wieder. Die Sims, das sind im Grunde ganz normale Menschen, mit Bedürfnissen, einem Eigenleben um Bedürfnissen nach zu gehen und miteinander zu interagieren. Wer tatsächlich noch nie von den Sims gehört hat, ein Tamagotchis im Menschenformat beschreibt die Sims sehr gut. Die eigen Schützlinge brauchen eine Umgebung zum Wohlfühlen, müssen Geld verdienen um bessere Gegenstände für den Haushalt und die Unterhaltung zu bekommen und dabei ihre Bedürfnisse im Auge behalten. Die Blase drückt, mit dem Nachbarn will regelmäßig ein Schwarz gehalten werden damit der Sims sich nicht einsam fühlt. Abends ein Stündchen vorm Fernseher das Nudelgericht rein geschaufelt und vorm zu Bett gehen noch mal das Kochbuch gewälzt damit es morgen hoffentlich schmackhaftere Gerichte gibt.

Hexenkunst in die Sims Mittelalter
Während einer Quest trifft die Monarchin auf eine Hexe, die sogleich demonstriert warum sie am Pranger stand.

Der Spieler greift in diesen Alltag ein, befiehlt seinen Zöglingen sich etwas zu essen zu machen bevor der Magen gar zu sehr knurrt, schickt die miefenden Stinkepeter frühzeitig unter die Dusche. Und sobald nötig auch ins Bett und sorgt dafür dass sie zeitlich aufstehen um ihren Job an zu treten den sie gestern in der Zeitung gefunden haben. In die Sims Mittelalter spielt dieser Alltag nur noch eine untergeordnete Rolle.

Die Geschichte handelt von einem Land dem es an Führung mangelt. Die Bewohner stürzen sich selbst ins Unglück, eine Entwicklung bleibt aus. Der Spieler in Gestalt des göttlichen Wächters soll durch die Führung einiger weniger Sims die Geschichte dieses Landes voran treiben. Erzählt wird dies in schön animierten Standbildern und vermittelt einen humorvollen, stimmigen Eindruck. Leider bleibt der Eindruck nicht erhalten.

Für den Spieler bleibt die Verwaltung des Königreichs. Um dieses zum Beispiel durch eine Schmiede, Mühle oder ähnliches auf zu werten und so neue Bewohner und Abenteuer zugänglich zu machen, müssen Quest-Reihen gelöst werden. Für diese wird stets nur ein oder zwei Charaktere gesteuert. Die übrigen Charaktere steuert man nur wenn die Quest erfüllt und ein neuer Auftrag ausgewählt ist. Ob dann das Geschick eines anderen Sims gelenkt wird, hängt von dem Auftrag ab.

Wegelagerer im Duell
Dieser "Wald" dient als Kulisse für ein automatisch ablaufendes Duell gegen Wegelagerer.

Die Quests erzählen zwar durchaus amüsante Geschichten und sind in mehrere Teilaufgaben gegliedert, bringen nebst einer extrem öden Präsentation auch spielerische Armut mit sich. Auch eine umfassende Rahmenhandlung bleibt außer der spärlichen Erwähnung im Intro aus. Die Sims Mittelalter ist genau so wie seine Wurzeln ein Spiel ohne wirkliches Ende oder übergreifendes Spielziel. Auf einen Auftrag folgt der nächste, die Geschichten bauen nur in Ausnahmen aufeinander auf und das Königreich wächst und wächst. Doch das bleibt die einzige Art die Spieler für ihren Fortschritt zu belohnen.

Quests

Damit wären wir auch schon bei dem einzigen treibenden Faktor in die Sims Mittelalter. Um Punkte zu erhalten mit denen das Königreich ausgebaut werden kann, müssen Quests erfüllt werden. Diese wählt der Spieler beliebig aus einer Liste mit Vorschlägen aus. Der Bildschirm erklärt dabei die grobe Rahmenhandlung, zeigt welche Verbesserungen locken und welche Charaktere für die Geschichte in Frage kommen. Nach der Wahl springt das Geschehen unmittelbar ins Spiel zurück und vergibt die nächste Teilaufgabe.

Die Aufträge beschäftigen sich dabei überwiegend mit alltäglichen Problemen und Wünschen, die mit reichlich Slapstick weiter gesponnen werden. Mal möchte die Monarchin an einem Angelwettbewerb teil nehmen und benötigt dafür erst das notwendige KnowHow, mal geht es einem Kaufmann darum ein für das Volk geeignetes Fleisch von höchster Qualität zu finden.

Eine Wache bestochen, von der Fracht des Schiffes erfahren, Fleisch entwendet und nun auf dem Weg zum Koch. Der Spieler kriegt dies nur durch die Texttafeln mit.

Unterbrochen wird das abhandeln der Aufgaben durch die Bedürfnisse der Sims, die sich in deren Konzentration nieder schlagen, sowie täglich zwei Pflichten die an die Arbeit der jeweiligen Charaktere gebunden sind. So gilt es als Schmied zum Beispiel ein Schwer zu reparieren und dieses dem Kunden zurück zu bringen. Händler müssen den Stand öffnen und Ware verkaufen, der Monarch über die Politik grübeln und Edikte verfassen. Diese und die Questaufträge laufen in Sims-typischer Manier ab. Sims bewegt sich zu Person, wählt die „Gesprächs“option (Gespräche finden keine Statt. Die Charaktere labern ein paar Sekunden Kauderwelsch, der Auftrag ist erfüllt. Eine Texttafel erklärt was passiert ist.), benutzt Werkbank/Schmiede/Kochstelle und produziert zwei drei mal Gegenstand X und fertig.

Nach diesem belanglosen Schema funktioniert jede Aktion im Spiel. Die Spielfigur hampelt einige Sekunden lang nett animiert herum und fertig. Unter Umständen muss der Vorgang wiederholt werden. Gilt es gar die Gunst eines anderen Sims zu erwerben, muss selbst mit zugeschalteten Zeitraffer ewige Minuten lang im Sekundentakt eine neue „Gesprächs“Interaktion aufgetragen werden, damit das Vertrauen wächst.

Damit ist leider auch schon alles gesagt. Sich über Stunden ständig wiederholende Sekunden-Aktionen um Bedürfnisse zu stillen und den Auftrag voran zu treiben, und die Handlung erzählt nur ein langweiliges Textfeld. Ebenso gut hätten die Quests aus Die Sims Mittelalter einem Textadventure entliehen sein können.

Atmosphäre

Der Abschnitt über die Quests und die Handlung dürfte es bereits erahnen lassen. Dem Spiel fehlt es vorn und hinten an einer wirklichen Stimmung. Eine musikalische Untermalung findet kaum statt, die Optik fällt nach heutigen Maßstäben höchst spartanisch aus. Die Sims selbst zeigen sich noch passabel und lassen sich bei der Erstellung auch in vielen Details anpassen. Die Landschaft selbst weißt dagegen sehr niedrig aufgelöste Texturtapeten auf und setzt Objekte nur spärlich ein. Ein Wald der aus ein paar Bäumen besteht lässt Zweifel aufkommen, ob in diesem wirklich eine aufregende Bärenjagd statt finden soll.

An den Animationen der Sims hat man sich schnell satt gesehen, auch weil diese das einzige sind, was die sonst starren Orte belebt. Wenn kein Sim mit Gegenständen interagieren und seine Kollegen durch die Landschaft liefen, hätte die Spielwelt den Charme eines Standbildes. Die Geräuschkulisse fällt ebenso sparsam aus und mag mit den wilden Animationen der Charaktere nicht so recht zusammen passen. So lustig es auch aussehen mag einem Sim dabei zusehen zu dürfen, wie derjenige in die Grube eines Tentakelmonster springt, die albernen Gebärden harmonieren nicht sonderlich mit dem mittelalterlichen Fantasy-Szenario.

Ab und an fällt man während der Aufträge einfache Entscheidungen. Die Konsequenzen bleiben sehr überschaubar.

Dass sowohl Geschichte als auch Handlungen in reinen Textfeldern von statten gehen gibt der Atmosphäre dann auch den Gnadenstoß. Wer nicht explizit die Nachrichten filtert, hat im Sekundentakt zwei, drei, manchmal auch eben fünf Textfelder an der Seite aufploppen, die zuletzt geführte Aktionen nett geschrieben, ansonsten aber lieblos fest halten. Darüber hinaus zwingen die Text- und Menüfelder häufiger zu längeren Studium. Eine Sortierfunktion bleibt aus, dann den richtigen Gegenstand oder Befehl zu finden wird mitunter mühselig.

Ebenfalls auf Lasten der Atmosphäre in die Sims Mittelalter, geht fast alles was die Sims hatten und diesem Teil fehlt. Die Bedürfnisse sind auf ein Minimum reduziert. Schlafen und Essen stehen noch auf dem Tagesplan. Die übrigen Bedürfnisse die für Abwechslung sorgten sind überflüssig. Zwar steigert ein Bad die Konzentration, dauert aber und bringt nur wenig. Fähigkeiten trainieren gibt es ebenfalls nicht in die Sims Mittelalter. Die Figur kann etwas oder kann es nicht. Für Handwerk und Rezepte werden meist nur die richtigen Zutaten gebraucht. Schwierigere Gegenstände schaltet das automatische Leveln auch ohne Übung der Arbeiten frei.

Die Wohnstätten lassen sich darüber hinaus nur noch eingeschränkt gestalten. Die Grundform ist vorgegeben. Wer hoffte man könne eine eigene Burg oder wenigstens ein Haus errichten wird enttäuscht. Selbst mit den notwendigen Gegenständen sind die Heime der Sims bereits ausgestattet. Diese im Verlauf des Spiels durch kostspieligere zu ersetzen ist weder notwendig, noch aufgrund des geringen Platzes in größeren Umfang möglich.

Kampf und Menüs

Bei die Sims Mittelalter kann der Kampf in der Kategorie gestrichen werden. Kommt es mal zu einem Duell, dann entscheiden schlicht das Level der Spielfigur und deren Ausrüstung darüber wie der Kampf endet. Die beiden Kontrahenten stehen sich gegenüber und prügeln sich tollpatschig animiert die Energiebalken um die Ohren. Tode stirbt dabei Niemand und eine Strafe wie Erfahrungsabzug ist auch nicht zu befürchten. Erfahrung sammeln die Sims ohnehin weitaus häufiger während ihrer alltäglichen Arbeit. Steigt der Sims eine Stufe auf, gehen einige Aktionen schneller, sind häufiger Erfolgreich oder wird für das Duell eine neue automatische Attacke gelernt. Ab einer gewissen Stufe besteht die Möglichkeit eine schlechte Charaktereigenschaft, die zu Lasten der Konzentration geht, durch eine positive zu ersetzen.

Schwertkämpfe oder Prügeleien sind witzig an zu sehen, spielerisch aber absolut belanglos.

Damit ist das Rollenspielelement in den Sims bereits erklärt und auch nicht weiterer Erwähnungen wert. Einen Kampf gibt es dann aber doch, wenngleich dieser den Sims nur indirekt weiter bringt. Der Kampf mit der Kamera nämlich. In die Häuser blickt man stets in einer Seitenansicht die sich nur leicht neigen und drehen lässt. Außerhalb der Häuser rotiert die Kamera frei und zoomt meist dürftig auf die jeweiligen Schauplätze hin. Manchmal verbringt man an einem Ort mehr Zeit damit die Kamera wieder und wieder zu justieren, als die Spielfigur ihre Aufgaben zu zuteilen.

Auch in den Menübildschirmen muss sehr oft mehr gemacht werden als notwendig hätte sein sollen. Obwohl diese kaum Informationen und nur wenig Interaktion bieten, machen die Listeneinträge das Spielen zur Geduldsprobe. Die Sortierungen geben zwar oftmals vor ob um welche Gegenstände oder Aktionen es sich handelt, innerhalb dieser Kategorien scheint es aber keine weitere Sortierung zu geben. Aktionen wechseln je nach Position des Mauscursor ihre Lage, und die Gegenstandsortierung scheint nach der Kategorie aus zu fallen. Im Baumodus werden die Gegenstände noch nach Preis sortiert. Geht man auf dem Markt Zutaten oder Ausrüstung erwerben, werden die Gegenstände wild zusammen gewürfelt. Weder deren Bezeichnung, noch Preis oder verfügbare Menge werden genutzt um eine Übersicht zu schaffen. Kommt es dann noch zu einem Übersetzungsfehler bei dem ein für den Auftrag wichtiger Gegenstand plötzlich eine anders lautende Bezeichnung trägt, schlägt der Spieler nur noch die Hände über dem Kopf zusammen.

Technik

Die Technik hinter den Sims hat eigentlich erst knappe zwei Jahre auf dem Buckel. Solange die Kamera auf den Gesichtern der Sims liegt, stört der Eindruck auch nicht. Fährt die Kamera erst einmal weiter weg um die zum spielen notwendige Übersicht zu gewährleisten, wirkt das Bildnis insgesamt nur noch trüb und langweilig. Die Landschaft ist wie angesprochen schon sehr karg, Texturen bei allem was kein Sims ist niedrig aufgelöst. Ständig kommt es zu Clipping-Fehlern und Aussetzern in der Wegfindung.

Unübersichtliche Texte und Tabellen, dazu detailarme Optik trüben den Eindruck von die Sims Mittelalter.

Die Soundsamples bieten wenig Varianten, somit kommt es im Minutentakt zu Wiederholungen. Steuerung und Kamera wurden schon in ausreichenden Maße kritisiert. Und all jene Aktionen die durchaus etwas sehenswertes hätten, wie eine Jagd im Wald oder eine Segeltour, werden gar nicht erst gezeigt. Trotzdem zeigt sich die Sims Mittelalter noch als ziemlich hardwarehungrig und benötigt einen halbwegs aktuellen Rechner.

Fazit

Das für die Sims typische Spielgefühl mit halbwegs lebendig agierenden Charakteren, etlichen Charakterwerten und langsamen Ausbau der Fähigkeiten, kombiniert mit dem Mittelalter und einer Spielführung die etliche Aufträge aneinander reiht. Was kann man mit einem solchen Konzept groß falsch machen? Einfach alles! Dass hier eine weitere Lizenzverwertung im einfachen Stil kommen würde war fast zu befürchten. Dass diese aber unterirdisch werden würde und dabei fast alles was am Kern Spaß und Abwechslung bringt, über Bord wirft ist mir absolut unverständlich. Wer die Sims Mittelalter zehn Minuten spielt hat effektiv fast alles gesehen. Wer es eine Stunde lang spielt fragt sich was sich außer den Textbeschreibungen groß verändert. Wer es einen Tag spielt, hat scheinbar keine Freude am Leben. Für mich ist die Sims Mittelalter einer der größten namhaften Flops der letzten Jahre. Der Mittelweg den EA beschritten hat gibt weder Rollenspielern, noch Sims-Liebhabern oder Fantasyfreunden das was man sich von dem Titel erhoffen könnte.

  • Handlungen mit freundlichen Hauch von Ironie
  • Einfaches, schnell zu lernendes Konzept
  • Auch für jüngste Spieler geeignet
  • veraltete Optik
  • keine spielerische Abwechslung
  • etliche mühselige Pflichtaufgaben
  • Geschehnisse nur in Texttafeln

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